Ein umgänglicher Kumpel
Der Wallach gilt – zu Recht – als der umgänglichste im Dreigestirn Hengst, Stute, Wallach. Durch den (allerdings nicht immer vollständigen) Wegfall des Fortpflanzungstriebes reduzieren sich die hengsttypischen Verhaltensweisen. Dies ist von Tier zu Tier verschieden und hat mit der Kastration selbst nichts zu tun. Natürlich sind Wallache, die schon im Jugendalter kastriert wurden bevor sie sich irgendwelche Hengstallüren aneignen konnten, einfacher als solche die bereits gedeckt haben. Aber auch bei 20-jährigen und älteren Eseln ist eine Kastration sinnvoll. Sie werden ausgeglichener, ruhiger und umgänglicher. Es braucht dazu lediglich etwas mehr Zeit, als bei Jungtieren. Punkto Verhaltensbeeinflussung ist festzuhalten, dass eine Kastration in keinem Fall die Erziehung und den konsequenten Umgang mit einem Tier ersetzt.
Geschlechtsreif werden Eselhengste im zweiten Lebensjahr. Dann erst produzieren die Hoden das männliche Hormon Testosteron. Es sorgt unter anderem dafür, dass sich die Wachstumsfugen der Knochen früher schliessen. Tiere, die jünger als 2-jährig kastriert werden, wachsen länger als solche, bei denen der Eingriff erst nach der Pubertät vorgenommen wird. Oft löst sich die Frage nach dem richtigen Kastrationszeitpunkt von selbst, zum Beispiel, wenn der Junghengst den Stall zerlegt, weil irgendwo eine Esel- oder Pferdestute rossig ist. In den allermeisten Fällen ist es möglich und empfehlenswert, Ort und Termin für den Eingriff, im voraus zu planen. Ausnahmen bilden Verletzungen und Leistenbrüche. Die idealen Operationszeitpunkte sind das frühe Frühjahr oder der späte Herbst. Sommerliche Hitze belastet den Kreislauf des Patienten und beschert ihm Heerscharen von Fliegen und Mücken, die kaum von der Operationswunde fernzuhalten sind und dadurch die Infektionsgefahr erhöhen.
(c) Erna Schmid