In Europa gelten Esel bis heute als Tiere zweiter Klasse, sie sind «das Pferd des armen Mannes», dabei begleiten Esel den Menschen zwei- bis dreitausend Jahre länger als das Pferd.
Esel werden ausgenutzt, falsch ernährt und manchmal zu Tode gefüttert.
Es ist falsch, den Esel mit dem Pferd zu vergleichen. Der Esel ist ein Wüstentier, seine grossen Ohren deuten darauf hin: Sie dienen der Wärmeabgabe. Der Esel hat bis heute erstaunlich viel seines Verhaltens, seiner Anforderung an Umgebung und Nahrung aus seiner Zeit als Wildtier behalten – sehr viel mehr als das aus Steppengebieten stammende Pferd.
Esel haben keinen Schmerzlaut, anders als der Mensch oder anders auch als z.B. Hund, Katze oder Schwein. Wenn ein Esel ruft, hat das eine andere Ursache. Wird ein Esel misshandelt, erduldet er stumm seinen Schmerz.
Esel haben keinen Fluchtinstinkt. In der Wüste ist ein Wegrennen vor dem Angreifer häufig sinnlos. Da manche Raubtiere nur sich bewegende Beute wahrnehmen können, schützen sich Esel meist durch Stehenbleiben vor der Gefahr. Der Esel ist keineswegs «störrisch und stur», er schützt nur sich selbst.
In freier Natur ist der Esel, im Gegensatz zum Pferd, kein Herdentier. Mütter leben, zusammen mit ihrem Nachwuchs, in kleinen Gruppen. Hengste sind Einzelgänger und dulden keine Rivalen in ihrem Territorium.
(c) Erna Schmid